|
|
Aktuelles
Leonberger Kreiszeitung am 22.05.2009
Die sieben Spitzenkandidaten fürs Stadtparlament zeigen deutlich ihre unterschiedlichen Ansätze
Leonberg. 34 Sitze sind im Gemeinderat am 7. Juni für die nächsten fünf Jahre zu vergeben. Sieben Parteien, Wählervereinigungen und Bürgerlisten schicken ihre Kandidaten ins Rennen. In der Diskussionsreihe "LKZ im Gespräch" haben die Spitzenkandidaten Farbe bekannt.
Von Arnold Einholz
Vor dem Hintergrund massiv wegbrechender Steuereinnahmen gilt es, den Wirtschaftsstandort zu stärken, Jahrhundertprojekte, wie den Stadtumbau, zu stemmen, die Stadt handlungsfähig zu erhalten und die Lebensqualität der Bürger zu bewahren. Bei "LKZ im Gespräch" im Leocenter haben Alwin Grupp (CDU), Jürgen Stolle (SPD), Axel Röckle (Freie Wähler), Birgit Widmaier, (Grün-Alternative Bürgerliste Gabl), Dieter Maurmaier (FDP), Hansjörk Schneck (Neue Liste) und Frank Albrecht (Ratsgruppe Salz) mit dem Leiter der LKZ-Redaktion, Thomas K. Slotwinski, diskutiert und vor mehr als 250 interessierten Bürgern aufgezeigt, wie sie die Herausforderungen der nächsten fünf Jahre meistern wollen.
Deutlich wird das breite Spektrum, das dem Bürger auf den großen Stimmzetteln angeboten wird, beispielsweise bei der ganz konkreten Frage nach künftigen Gewerbegebieten. Fast jede Liste hat eigene Ansichten. Wobei sich alle einig sind, dass etwas geschehen muss, um dem Wirtschaftsstandort Leonberg zu stärken, um mehr Gewerbesteuer in die Stadtkasse fließen zu lassen.
Gegen ein neues Gewerbegebiet sprach sich Birgit Widmaier aus. Zuerst sollten alle innerstädtischen Flächen genutzt werden, denn der Flächenfraß sei schon jetzt zu hoch. Deshalb sollte Hertich attraktiver gemacht werden, bevor neu versiegelt wird.
Viele örtliche Gewerbetreibende hätten keine Möglichkeit mehr, zu erweitern, sagte Alwin Grupp. Nachdem der Schertlenswald, als einzige im Flächennutzungsplan vorgesehene Gewerbefläche, nicht realisierbar sei, habe die CDU einen alten Vorschlag hervorgeholt - ein neues Gewergebiet in Verlängerung der Glemseckstraße.
Bis die Hertichsanierung fruchte, könnte es 25 Jahre dauern, meinte Axel Röckle, deshalb sein Vorschlag, ein neues etwa neun Hektar großes Gewerbegebiet am Westanschluss. Das sei kostengünstig und einfacher zu erschließen, im Gegensatz zu den Riedwiesen. Ein Gewerbegebiet dort, würde das Tor öffnen für eine Bebauung zum Rappenberg hin, befürchtet er - in Landschaftsschutzgebieten liegen beide Areale und damit unter dem Veto des Regierungspräsidiums.
Leonberg habe nun mal Grenzen, meinte Jürgen Stolle. Die Stadt dürfe nicht rundum ein Flickenteppich an Gewergebieten erhalten. Deshalb komme ein neues am Westanschluss nicht in Frage - auch, weil mit Ezach III in der Nachbarschaft ein Wohngebiet entsteht. Jede neue Gewerbeansiedlung müsse an ein bereits bestehende angedockt werden - deshalb fände er auch die Erweiterung des Höfinger "Pfad" als gute Alternative.
Die Entwicklung in der Wirtschaft sollte den Ausschlag geben für ein neues Gewergebiet, meinte Dieter Mauermaier. Die gehe in Richtung Logistik sowie Forschung und Entwicklung. Da Logistikfirmen nicht erwünscht seien, bleibe nur Forschung und Entwicklung und für die sei der Hasensaul, am Krankenhauses ideal.
Es sei beschämend, dass Leonberg es nicht schaffe, ein neues Gewerbegebiet zu entwickeln, sagte Hansjörk Schneck. Örtliche Betriebe würden deshalb wegziehen. Wo das Gebiet liegen werde, sei nicht wichtig, doch in Leonberg müsse endlich etwas geschehen, damit heimische Betriebe Perspektiven hätten. Auch die Einkommenssteuer sei wichtig, deshalb sollte Ezach III vorangetrieben werden, meinte Frank Albrecht. Und er sorgte für ein großes Raunen unter den Zuhörern, mit seinem Vorschlag, das Gewerbegebiet Hertich östlich auszudehnen - wo jetzt die Sportanlagen sind und das Leobad.
Damit war für Thomas Slotwinski das Stichwort gefallen. Müsse angesichts leerer Kassen das Bäderkonzept beerdigt werden? Die vorhandenen Bäder müssten für die Bürger, die Vereine und Schulen erhalten werden, so Stolle. Experimente mit privaten Investoren wolle er keine. Die CDU poche auf das Bäderkonzept der Verwaltung, um die jährlichen Zuschüsse von 2,2 Millionen Euro zu verringern, sagte Grupp. Niemand werde "hinausgeworfen", aber die Bäder müssten effektiver genutzt werden.
Der Bäderbetrieb müsse aufrecht erhalten werden, sagte Röckle, doch bei den heutigen 50 Millionen Euro Schulden, seien weitere für ein neues Freizeitbad utopisch.
Ein Bäderkonzept sei notwendig, um den lokalen Sport zu fördern, meinte Widmaier, schon um dem Bewegungsmangel der Schüler zu begegnen. Private Investoren in den Bädern kann sich Schneck gut vorstellen, doch erst müssten Zahlen her, bevor entschieden werde. Es werde wohl auf "sanieren und erhalten" hinauslaufen, meinte Maurmaier. Orakeln ohne ein Konzept, wolle er nicht, sagte Albrecht. Allerdings steige "nur durch Sanieren" die Attraktivität der Bäder nicht.
|